Donnerstag, 17. September 2009

Iranische Opposition fest entschlossen zu "grünem" Quds-Tag

Quelle (Englisch): http://iranquest.com/iranian-opposition-vows-to-turn-quds-day-green/
Übersetzung: Julia


17. September 2009










Der Gründer der Islamischen Republik, Ayatollah Rouhollah Khomeini, bestimmte den letzten Freitag im Ramadan zum Tag der Solidarität von Iranern und Muslimen mit dem palästinensischen Volk und ihrem Anliegen.

Dieses Jahr jedoch könnte der Quds-Tag ("Jerusalem-Tag") stattdessen die Risse wieder zum Vorschein bringen, die infolge der schweren politischen Krise im Iran entstanden sind.

Zwischen offiziellen Warnungen, den Quds-Tag nicht in einen Protest gegen Präsident Mahmoud Ahmadinejad zu verwandeln, dessen Wiederwahl zu massiven, gewalttätig niedergeschlagenen Straßenprotesten geführt hatte, haben drei führende Persönlichkeiten der Opposition angekündigt, dass sie sich an der Massenkundgebung für Palästina am 18. September beteiligen werden.

Die Oppositionsführer, die Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mousavi und Mehdi Karroubi sowie der frühere Präsident Mohammad Khatami, nach deren Ansicht Ahmadinejads Wiederwahl auf massiven Wahlbetrug zurückzuführen ist, haben ihre Teilnahme an den Demonstrationen in Teheran angekündigt.

Diese Ankündigung ermutigt die Grüne Oppositionsbewegung und erhöht die Vorsicht der Behörden. Nächste Woche öffnen die Universitäten wieder, was zu vermehrten Protesten der Grünen Bewegung führen könnte. Außerdem erwarten Teheran heftige Proteste gegen Ahmadinejads Reise nach New York zur Teilnahme an der 64. Sitzung der UN-Generalversammlung nächste Woche.

Freitagsgebete

Im Moment liegt der Fokus jedoch auf dem Quds-Tag, für den die Behörden bereits Maßnahmen ergriffen haben, um erneute Proteste durch Anhänger von Mousavi und Karroubi zu verhindern.

Wie berichtet wird, haben die Behörden dem früheren Präsidenten Ali Akbar Hashemi Rafsanjani untersagt, das Freitagsgebet am Quds-Tag zu halten. Rafsanjani, der Unterstützung für die Oppositionsbewegung signalisiert hat, ist traditionsgemäß der Sprecher für den Quds-Tag. Er wurde durch den Hardliner Ahmad Khatami ersetzt; die Vorrede zum Gebet wird Ahmadinejad halten.

Die Webseite der Opposition "Mowjcamp" hat ein Statement veröffentlicht, in dem die Rede Ahmadinejads als "Geschenk an die Grünen" bezeichnet wird. In dem Statement wird vorgeschlagen, dass Oppositionsmitglieder die Rede nutzen können, um "Allah-u Akbar" und "Tod dem Diktator" zu rufen und zu zeigen, dass sie nicht für Ahmadinejad gestimmt haben.

Die Behörden, darunter auch der iranische Polizeichef Esmail Ahmadi Moghadam, haben die Opposition davor gewarnt, den Quds-Tag eskalieren zu lassen.

Am 11. September hatte Irans Oberster Führer Ayatollah Khamenei davor gewarnt, am Quds-Tag Spaltungen zu verursachen.
Er sagte, der Quds-Tag sei ein Symbol für die Einheit der iranischen Nation. "Seid wachsam, damit niemand die Feierlichkeiten am Quds-Tag dazu nutzt, Uneinigkeit zu stiften", fügte er hinzu.

Nichtsdestotrotz haben Oppositionsmitglieder geschworen, den Quds-Tag in die Farbe grün zu tauchen, die Farbe, die zu einem Merkmal aller Gegner des iranischen Präsidenten geworden ist. Auf einem der Poster, die vor dem Ereignis auf den Straßen zu sehen sind, heißt es: "Nicht für Gaza, nicht für Libanon - möge mein Leben für Iran geopfert werden".

Die Poster-Kampagne

Mohammad aus Teheran, ein Anhänger von Mousavis "Grünem Pfad der Hoffnung" sagte RFE/RL gegenüber, er plane, am Freitag an der Demonstration teilzunehmen, nicht um die Palästinenser zu unterstützen, sondern um Freiheit zu fordern. "Wir wollen Khamenei und anderen Führern zeigen, dass wir sie nicht unterstützen. Sie sollen sich vor der Welt nicht aufspielen", sagte er.

Der reformorientierte Journalist Mohammad Sadegh Javadi Hesar sagte Radio Farda gegenüber, die Opposition könnte den Quds-Tag nutzen, um ihre Widerstandsbereitschaft gegen den staatlichen Druck zu demonstrieren.

"Wenn die Menschen an diesem Tag klug und in Einheit auf den Plan treten, können sie ein weiteres Mal das Potential zeigen, das wir in Teheran und auch anderen Städten gesehen haben", sagte er in einem Telefon-Interview aus Mashhad.

In den letzten Tagen waren in mehreren Städten Flyer verteilt und Plakate geklebt worden, und es gab eine Online-Kampagne, mit der Iraner aufgerufen wurden, auf den Straßen zu protestieren.

Außerdem machte ein Video die Runde, auf der eine junge Frau zu sehen ist, die in einem Bus einen oppositionellen Flyer für den Quds-Tag vorliest. "Ich rufe alle Väter, Mütter und alle, die sich verantwortlich fühlen, zum Protest am Freitag, dem 18. September auf. Ich hoffe, euch alle am Freitag zu sehen", sagt sie.

Massenhafte Aufmärsche der Opposition würden das Risiko von Zusammenstößen mit Sicherheitskräften der Regierung erhöhen. Es gibt bereits Befürchtungen, dass die Regierung ihre Zivilpolizei einsetzen wird, um die Proteste der Opposition zu zerschlagen.

Das letzte Mal war die Opposition in so großer Zahl am 17. Juli auf die Straßen gegangen, als Rafsanjani das Freitagsgebet leitete. Zehntausende Menschen zog es auf die Straßen der Hauptstadt, wo sie Parolen gegen Ahmadinejad und Ayatollah Khamenei riefen.

Beobachter glauben, dass ein Massenprotest gegen Ahmadinejad am Quds-Tag eine weitere Niederlage für die Hardliner-Fraktion der iranischen Regierung sein könnte, die versucht hat, den Präsidenten zu legitimieren, indem sie Reformer und Intellektuelle für ihre angebliche Rolle bei den Unruhen nach der Wahl vor Gericht stellte und sie der Aufhetzung zu einer "Samtenen Revolution" beschuldigte.

Proteste der Grünen Bewegung würden außerdem die wachsende Kluft zwischen dem iranischen Establishment und einem großen Teil der Bevölkerung öffentlich demonstrieren. Ahmadinejad hat gesagt, seine Regierung sei die legitimste in den letzten zwanzig Jahren.

Diese Botschaft wird vielen Iranern und Rechtsaktivisten, die während seines Besuchs in New York am 23./24. September Proteste gegen den iranischen Präsidenten planen, schwer zu verkaufen sein.

Golnaz Esfandiari – Radio Free Europe
Lesen Sie hier den Original-Artikel von Radio Free Europe

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