Sonntag, 8. November 2009

Mehdi Karroubis Statement über den 13. Aban und die Beziehungen zwischen Iran und Amerika

Englische Übersetzung: NiteOwl/Josh Shahryar
Quelle (Englisch): http://www.dailyniteowl.com/wordpress/index.php/2009/11/08/karroubis-statement-about-13-aban-and-iranian-american-relations/
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben


(Anmerkung von Josh Shahryar: Dieses Statement wurde auf Tagheer.net veröffentlicht. Tagheer.net ist eine iranische Webseite mit Verbindungen zu Mehdi Karroubis Partei Etemaade Melli. Auf der Webseite gibt es keinen Hinweis darauf, wann das Statement aufgenommen wurde, aber das Datum auf der Seite ist der 7. November. Es ist auf Persisch; das Audio- und das Videofile können hier heruntergeladen werden: http://tagheer.co.cc/fa/archives/1388,08,17/1016

Es gibt auch ein YouTube-Video mit dem Statement: http://www.youtube.com/watch?v=ayrQJRy8Jrs .

Ich muss hinzufügen, dass eine Übersetzung niemals perfekt ist, dennoch habe ich mein Bestes versucht, um das Statement so gut ich konnte auf Englisch wiederzugeben. Ich bitte um Entschuldigung für alle Fehler, die enthalten sein könnten.)


(Anmerkung von Julia: Den letzten beiden Sätzen kann ich mich nur anschließen.)

Eines der wichtigsten Ereignisse nach der Revolution war die Übernahme der amerikanischen Botschaft - sowohl für die, die sie unterstützten, als auch für die, die dagegen waren, und jährlich gab es Aktivitäten, mit denen an dieses Ereignis erinnert wurde. In diesem Jahr haben einige politische Gruppen in dem Bewusstsein der gegenwärtigen Situation im Land, Ankündigungen gemacht, und ich habe ebenfalls angekündigt, dass ich zum Hafte Tir-Platz kommen und von dort aus zur (amerikanischen) Botschaft gehen würde.
Insbesondere hatte ich den Menschen mitgeteilt, dass ich anhalten würde, wo immer abweichende*) Parolen gerufen werden, damit die Menschen diese Parolen nicht fortsetzen und die, die es tun, von mir getrennt werden.
*) "abweichend" ist die Übersetzung für "deviating", vermutlich sind Parolen gemeint, die der von Karroubi vertretenen Linie abweichen. Angesichts der vielbesprochenen Radikalisierung der Parolen ergibt diese Interpretation Sinn. Darüber, welche Parolen Karroubi genau meint und wo die Grenze zur Abweichung verläuft, kann ich z. Zt. nur spekulieren. Die Untertitel im oben verlinkten Video sprechen übrigens von "subversive chants", also subversiven Parolen. d. Übers.

Als wir Hafte Tir erreichten, standen sie vor uns. Polizei war dort, und sie gingen sehr gewalttätig gegen die Menschen vor. Ich blieb stehen, weil ich dachte, dass sie es sich vielleicht anders überlegen würden und mir wegen meiner Teilnahme wenigstens erlauben würden, [ihre Linien] zu überschreiten. Aber das Gegenteil war der Fall, sie wurden noch gewalttätiger und schlugen sogar mit ihren Schlagstöcken auf meine Leibwächter ein, wobei sie zwei von ihnen verletzten, und sie bewarfen [uns] sogar mit Tränengas, das sehr stark war und eine heftige Wirkung hatte und das die Menschen zwang, sich zu zerstreuen. Einige waren dem Ersticken nahe. Wir stiegen wieder ins Auto und drehten um, und auf dem Rückweg sahen wir, wie gewalttätig mit Frauen umgegangen wurde - etwas, was in unseren Augen äußerst grausam und schlecht ist.

Ich frage mich, warum das passieren musste? Diese Menschen kamen, um sich um die Botschaft herum zu versammeln. Einige hätten "Tod Amerika" gerufen, andere möglicherweise nicht, vielleicht hätten sie stattdessen "Islamische Republik"**) gesagt, aber wir hätten versucht, sie davon abzuhalten, abweichende Parolen zu benutzen.
**) auch hier sagen die englischen Untertitel des Videos etwas anderes: "Tod der Islamischen Republik". Tatsächlich gesagt hat er nur "Islamische Republik", aber es kann so verstanden werden, dass er implizit den Slogan "Tod der Islamischen Republik" meinte. d. Übers.

Doch die meine Frage ist wichtiger und betrifft die doppeltgesichtige Politik der Islamischen Republik (hier zitiert er ein persisches Sprichwort, um die Situation zu verdeutlichen) 'Dome Khoroos of Qasame Abbas' (Es bezieht sich auf eine Geschichte von einem Dieb, der einen Hahn stahl vom Besitzer erwischt wurde. Er schwor beim heiligen Abbas , keinen Hahn gestohlen zu haben, obwohl der Hahnenschwanz unter seiner Jacke hervorlugte. Der Besitzer sagte darauf zu ihm "Wem soll ich glauben, dem Hahnenschwanz oder deinem Schwur beim heiligen Abbas?", d. Übers.)

Die Islamische Republik war bis vor kurzem immer darum bemüht, ihre Politik zu verändern. Sie haben [Amerika] gratuliert und Briefe geschickt, die nicht einmal beantwortet wurden, doch [die Iraner] haben dennoch versucht, im Gespräch zu bleiben. Ich kann das Statement hier nicht vorlesen, aber ich lade meine lieben Zuschauer und Zuhörer dazu ein. Es ist eine Diskussion von Mir Tajuddini, dem Abgeordneten von Tabriz, und es wurde nach seiner [Auslands-]Reise in einer iranischen Zeitung veröffentlicht. Er sagt darin, dass es ein Treffen von rund 50 wichtigen amerikanischen Persönlichkeiten - darunter Politiker, Akademiker, Reporter und Analysten - mit dem Präsidenten gab, das mehr als zwei Stunden dauerte, und es habe eine gute Diskussion gegeben.

Und ich als Teilhaber am politischen Geschehen sage, wenn solch ein Treffen in den vergangenen zwanzig Jahren unter irgendeiner Regierung stattgefunden hätte, wären mit Sicherheit Kafanposhan (Demonstranten, die in weißes Tuch gekleidet sind von der Art, mit dem man im Islam die Toten einhüllt, bevor sie bestattet werden) auf die Straßen von Qom, Tabriz und insbesondere Teheran gegangen und hätten entschlossen dagegen gekämpft.

Warum ist es so, dass wenn solche Treffen und Diskussionen abgehalten werden, keine Komplikationen damit einhergehen und Tageszeitungen wie Keyhan und andere nicht einmal darüber diskutieren, und niemand irgendwelche Einwände erhebt? Was also ist mit all diesem neuen Antiamerikanismus, den Parolen und der Propaganda gegen Amerika nun geschehen?

Weder sage ich, dass diese Parolen benutzt werden sollen, noch, dass sie nicht benutzt werden sollen. Was ich sagen will ist, dass das nationale Interesse des iranischen Volkes von uns innerhalb der Regierung nicht täglich auf der Basis unserer geheimgehaltenen und nicht öffentlich zugänglichen Analysen ausgenutzt werden sollte.

In dem einen Treffen sitzen sie mit 50 Amerikanern zusammen und diskutieren über die iranisch-amerikanischen Beziehungen, Afghanistan, Atomkraft, Öl und anderes, und am nächsten Tag machen sie alles zunichte [er spricht metaphorisch, im Deutschen würde man wohl sagen "wieder bei Null anfangen", d. Übers.]
Ich habe das Gefühl, diese Politik könnte sich als problematisch für die Situation unseres Volkes erweisen, und es sieht so aus, als sei die Regierung planlos und wisse nicht, was sie tun soll. Und ich halte es für meine Pflicht, Dinge klarzustellen, selbst wenn es auf mich zurückfällt, was mir nichts ausmacht. Diese doppelgesichtige Politik wird das Vertrauen des Volkes aushöhlen, und morgen werden sie uns keinen Glauben mehr schenken - sie sollten es nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen