Übersetzung aus dem Englischen: Julia
Original: http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/middle_east/article6805885.ece
von Homa Homayoun
Der 15-jährige sitzt weinend in einem Unterschlupf irgendwo in Zentraliran, gebrochen in Körper und Geist. Reza geht nicht hinaus - er hat schreckliche Angst, allein gelassen zu werden. Er sagt, er will seinem Leben ein Ende setzen - warum, ist nicht schwer zu verstehen: Weil er es wagte, das grüne Armband der iranischen Opposition zu tragen, wurde er 20 Tage lang eingesperrt, geschlagen, wiederholt vergewaltigt und dem Abu-Ghraib-Stil sexueller Demütigung und Missbrauch unterzogen, für den das iranische Regime die Vereinigten Staaten anprangert.
Reza ist ein lebendiger Beweis für die von Oppositionsführer Mehdi Karroubi erhobenen Anschuldigungen, dass Gefängnisbeamte systematisch sowohl männliche als auch weibliche Gefangene vergewaltigen, um ihren Willen zu brechen. Das Regime hat Karroubi beschuldigt, die Feinde Irans durch Verbreitung von Lügen zu unterstützen und gedroht, ihn zu verhaften.
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Rezas Tortur begann Mitte Juli, als er mit ca. 40 anderen Teenagern während einer Demonstration der Opposition in einer großen Provinzstadt verhaftet wurde. Viele von ihnen waren zu jung, um zu wählen. Sie wurden an einen Ort gebracht, den er für einen Stützpunkt der Basij-Miliz hielt. Dort verband man ihnen die Augen, zog sie bis auf die Unterwäsche aus, peitschte sie mit Kabeln aus und sperrte sie dann einen Frachtcontainer aus Stahl.
In der ersten Nacht wurde Reza von drei Männern in Zivil ausgewählt, die sich als Häftlinge ausgaben. Während die anderen Jungen zusahen, stießen sie ihn zu Boden. Einer drückte seinen Kopf nach unten, ein anderer setzte sich auf seinen Rücken, und sie urinierten auf ihn, bevor sie ihn vergewaltigten.
Dann wurde Reza hinausgebracht, an einen Metallpfahl gebunden und die ganze Nacht dort gelassen. Am nächsten Morgen kam einer der Männer zurück. Er fragte, ob Reza seine Lektion gelernt hätte. “Ich war wütend. Ich spuckte ihm ins Gesicht und fing an, ihn zu beschimpfen. Er stieß mir ein paar Mal seinen Ellbogen ins Gesicht und schlug mich." Zwanzig Minuten später, so Reza, kam der Mann mit einer Tüte voller Exkremente zurück, drückte sie Reza ins Gesicht und drohte damit, dass er ihn zwingen würde, sie zu essen.
Später wurde Reza in ein Verhörzimmer gebracht, wo er seinem Befrager erzählte, dass er vergewaltigt worden war. "Ich habe einen Fehler gemacht. Er klang freundlich, aber meine Augen waren verbunden. Er sagte, er würde der Sache nachgehen, und ich war voller Hoffnung", sagte Reza.
Dann wurde Reza gewzungen, ein "Geständnis" zu unterschreiben, in dem er sagte, dass ausländische Kräfte ihn und seine Freunde angewiesen hätten, Gebäude von Banken und staatlichen Medien in Brand zu setzen. Er wurde aufgefordert, als Rädelsführer einen 16-jährigen Freund zu identifizieren, der so schlimm geschlagen worden war, dass er im Krankenhaus lag.
Am nächsten Tag wurden Reza und andere Häftlinge in eine polizeiliche Arrestanstalt überführt, wo er eine weitere Woche festgehalten wurde.
Am dritten Tag kamen Polizisten mitten in der Nacht in die Zelle, verbanden ihm die Augen und brachten ihn zur Toilette, wo er wieder vergewaltigt wurde. "Meine Hände haben angefangen zu zittern, meine Beine waren schwach und ich konnte nicht richtig aufstehen. Ich fiel hin und stieß meinen Kopf heftig gegen den Boden, um mich umzubringen. Ich fing an zu schreien und sie zu rufen, damit sie mich umbringen. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen. Ich hasste mich selbst", sagte er und weinte bei der Erinnerung daran.
Am darauffolgenden Morgen wurde er von einem Polizeikommandanten einbestellt, der ihn fragte, warum er in der Nacht so geschrieen habe. Er erklärte es und wurde daraufhin aufgefordert, seinen Vergewaltiger zu identifizieren. Der Junge sagte, er habe verbundene Augen gehabt. Der Kommandant schlug ihn und beschuldigte ihn der Lüge. Er wurde gezwungen, einen Brief zu unterschreiben, in dem er zugab, grundlose Anschuldigungen gegen die Sicherheitskräfte erhoben zu haben.
Rezas Tortur war noch lange nicht vorüber. Er wurde mit ca. 130 anderen Gefangenen zum Revolutionsgericht der Stadt gebracht, wo sie in einem Hof zusammengetrieben wurden. Der Richter sagte, er würde diejenigen hängen, die sich der Islamischen Revolution gewaltsam widersetzt hätten, und las die Namen von zehn Teenagern vor, darunter auch Rezas Name. Die Botschaft war klar: Sollten sie weiterhin sagen, dass sie vergewaltigt wurden, würden sie hingerichtet.
Der Richter schickte sie in das Hauptgefängnis der Stadt, wo Reza Handschellen angelegt wurden. Er wurde mehr als 10 Tage lang mit sechs anderen Jungen zusammen in einer kleinen Zelle festgehalten. Abends wurden die Jungen von Polizisten geschlagen und verhöhnt: "Ihr wolltet eine Revolution verursachen?"
Ab und zu kam der diensthöchste Polizist und brachte die Jungen weg, immer drei auf einmal. "Wenn sie zurückkamen, waren sie sehr still und bedrückt", sagte Reza. Als er an die Reihe kam, wurden er und die anderen in einen kleinen Raum geführt, wo man ihnen befahl, sich auszuziehen und miteinander Sex zu haben. "Er sagte zu uns, dass wir dadurch gereinigt würden - wir würden so zerrüttet sein, dass wir einander nicht länger ansehen könnten. Das würde uns helfen, uns zu beruhigen."
Nach 20 Tagen konnte Rezas Familie endlich seine Entlassung bewirken - gegen eine Kaution von ca. 45.000 £ und mit einer letzten Warnung, nichts über seine Behandlung im Gefängnis zu sagen. Sein Bruder sagte: "Ein Freund von mir arbeitet in dem Gefängnis, in dem Reza war. Er hat mir erzählt, dass er krank war. In der Nacht seiner Entlassung weinte er unkontrolliert, dann brach er zusammen und erzählte meiner Mutter alles."
Die Familie konnte eine Krankenhausärztin, die sie kannten, dazu überreden, ihn zu behandeln, obwohl sie sich damit in Gefahr brachte. Sie hat seine körperlichen Verletzungen behandelt und ihm Antibiotika und Sedativa gegeben, kann aber keine inneren Untersuchungen durchführen. Reza ist schwer traumatisiert, hat schreckliche Angst, wieder ins Gefängnis zu kommen und schläft kaum.
Die Ärztin sagte der Times, dass andere Häftlinge ähnliche Schicksale erlitten hätten. "Wir haben im Krankenhaus viele Fälle, aber wir können sie nicht melden. Sie lassen uns keine Akte anlegen. Sie wollen keine Dokumentation", sagte sie.
Drewery Dyke, ein Rechercheur von Amnesty International Iran, sagte, Rezas Fall "stimmt mit anderen Berichten überein, die wir bezüglich des Ausmaßes der Missachtungen der menschlichen Würde, der ungehinderten Misshandlungen ohne irgendwelchen rechtlichen Rückhalt, der Involvierung in die Vergewaltigungen sogar von juristischen Personen und die Vorenthaltung des Grundrechts auf medizinische Versorgung erhalten haben."
Reza hat zumindest überlebt, um der Welt seine Geschichte zu erzählen. Der 16-jährige Freund, den er als Rädelsführer nennen musste, ist mittlerweile im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben.
Die Identität aller in diesem Artikel genannten Personen wurde zurückgehalten.
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