Sonntag, 4. Oktober 2009

Interview: Iran - Die 5+1 Gespräche werden nichts bringen

Quelle (Englisch): http://www.roozonline.com/english/news/newsitem/article/2009/october/04//iran-g-5-1-talks-will-be-inconclusive.html
Übersetzung: Julia
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4. Oktober 2009
Der angesehene Professor der Teheran-Universität Dr. Sadegh Zibakalam argumentiert, dass die iranischen Nuklearverhandlungen mit Europa und den Vereinigten Staaten nicht zu einem abschließenden Ergebnis kommen werden. Er erklärt: "Mahmoud Ahmadinejad hat einen ideologischen Blick auf das iranische Atomprogramm und lässt ökonomische Aspekte oder Erwägungen der nationalen Sicherheit außer Acht."

Hier seine Ansichten im Einzelnen.

Rooz: Welche Auswirkungen hat die Enthüllung über die Urananreicherungsanlage bei Qom auf die nuklearen Gespräche, insbesondere nachdem iranische Behörden erklärt haben, das Recht auf Anreicherung sei nicht verhandelbar?

Zibakalam: Seit der Wiederwahl Ahmadinejads und seiner Regierungsbildung hat die Islamische Republik einen neuen und veränderten Standpunkt zur iranischen Nuklearthematik eingenommen. In der Ära Khatami hat das Regime versucht, mit dem Nuklearprogramm so umzugehen, dass die Welt - zumindest die Westmächte - dadurch nicht gegen Iran geeint wird, aber trotzdem kleine Fortschritte zu machen.

Rooz: Ist es korrekt, wenn man sagt, dass es für Ahmadinejad und seine Chefideologen wichtiger ist, den Anschein zu erwecken, die USA und den Imperialismus zu bekämpfen, als den Anschein zu erwecken, das Nuklearprogramm mit allen Mitteln voranzubringen?

Zibakalam: Ja. Aus Ahmadinejads Sicht ist unser Nuklearprogramm nur ein Beispiel für unseren Kampf, unseren Jihad gegen den globalen Imperialismus und den Westen, letztlich gegen die Vereinigten Staaten. Darum ist der Gedanke an eine Einigung, die der islamischen Republik nützt und gleichzeitig den Westen besänftigt, eine Illusion.

Rooz: Über die ideologische Natur des iranischen Nuklearprogramms hinaus scheinen die beiden Elemente der ökonomischen und nationalen Sicherheit ebenfalls von Bedeutung zu sein. Offensichtlich jedoch hält die iranische Regierung keines dieser beiden Elemente im Hinblick auf die nationalen Interessen für wichtig.

Zibakalam: Der scherzhafte Aspekt Ihrer Frage ist richtig. Für die Regierenden ist, neben den ideologischen Erwägungen, von denen ich sprach, auch die Frage der Sicherheitsinteressen wichtig. Es scheint, als würden manche Oberen glauben, dass mit der vollständigen Beherrschung des Anreicherungszyklus - sei es in Natanz oder in der neuen Anlage bei Qom - die nationale Sicherheit Irans gewährleistet werden könne. Eine Vervollständigung des Anreicherungszyklus und die Möglichkeit, Uran zu mehr als 5% anreichern zu können, bedeutet für sie, dass die Islamische Republik Iran damit potentiell in der Lage ist, künftig und wenn sie es für erforderlich halten Nuklearwaffen zu produzieren.
Zumindest einige von ihnen denken, dass dies die Feinde der Islamischen Republik dazu zwingen wird, jegliche Gedanken an einen Angriff auf den Iran für immer zu verwerfen. Wir haben gesehen, dass sie Irak und Afghanistan angegriffen haben, und es ist gar nicht so weit hergeholt zu denken, dass sie eines Tages auch Iran angreifen könnten, wobei Nordkorea nukleare Möglichkeiten hat, und wenn wir eines Tages dieses Niveau erreichen, würde das Land nicht länger unter der die Bedrohung durch einen Militärschlag leben müssen.
Andererseits haben wir den Fall Russlands, unter anderem. Das enorme Nuklearpotential der Sowjetunion hat ihren Zusammenbruch nicht verhindern können.

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