Englische Übersetzung von pedestrian auf http://www.sidewalklyrics.com/?p=2052
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben.
Im Namen Gottes, des Barmherzigen und Gnädigen.
In unserer neueren Geschichte erinnert der 13. Aban (7. November [sic]) an drei Ereignisse. Das erste Ereignis ist die Verbannung von Imam Khomeini ins Exil und die beginnende 13jährige Rezession der Bewegung .
Nachdem es gelungen war, die Bewegung durch die Verbannung des Imams zum Schweigen zu bringen, wunderte sich das Schah-Regime darüber, warum das nicht schon früher getan wurde. Es gab einen Aufstand und einen Imam, und als der Imam weg war, blieb nichts von dem Geist (der Bewegung) übrig. War der Imam wirklich allein in dieser von ihm begonnenen Bewegung? Niemals. Es ist nie so, dass eine Person (allein) eine Gesellschaft verändern kann. Er hatte viele Anhänger, aber diese Anhänger waren nicht so wie die Freunde, die ihn Jahre später umgaben, als er sagte: "Unser Führer ist dieses 13jährige Kind..."
(Anm. d. Übers.: Dies bezieht sich auf die Geschichte des 13jährigen Hossein Fahmideh aus Qom, der sich während des Iran-Irak-Krieges in der südiranischen Stadt Khoram Shahr im Jahre 1980 mit einer Handgranate unter irakische Panzer warf, um die irakischen Truppen zu stoppen. Ayatollah Khomeini erklärte Hossein Fahmideh später zum Nationalhelden. Es ist nicht erwiesen, dass sich diese Geschichte tatsächlich so zugetragen hat.
Wikipedia (englisch): http://en.wikipedia.org/wiki/Mohammed_Hossein_Fahmideh)
Das zweite Ereignis am 13. Aban ist der Tag der 13jährigen Führer.
Studenten hatten sich an der Universität Teheran versammelt, um zu protestieren, und starben eines gewaltsamen Todes. Diese blutige Reaktion war auf die Erfahrungen des Regimes in den 40er Jahren (1960er Jahren nach europäischem Kalender) zurückzuführen. Sie [das Regime] dachten, wenn sie ebenso entschlossen handeln würden wie damals, würden sie noch einmal dieselben unglaublichen Ergebnisse erzielen. Doch die Basis der Gesellschaft hatte sich verändert. Das Establishment der Monarchie sah sich nicht länger einem Imam gegenüber. Dieses Mal scharten sich Menschen um den Imam, die ihn vielleicht nicht so gut kannten, wie ihre Väter ihn gekannt hatten, die vielleicht seine Reden nicht gehört hatten, die aber ebenso viel Geist und Kraft in ihren Herzen trugen wie der Imam selbst. Anders als ihre Väter brauchten sie nicht erst unterdrückt zu werden oder so viel Böses zu sehen, um sich der Bewegung anzuschließen.
Viel ist über den dritten 13. Aban gesagt worden. Es ist unwahrscheinlich, dass es noch etwas gibt, was darüber nicht gesagt wurde.
Dies schließt auch die Tatsache ein, dass der Imam damals den muslimischen Studenten folgte. Oberflächlich gesehen bezeichneten sich die Studenten als Anhänger (Nachfolger) des Imams, doch in Wirklichkeit war es der Imam, der dem folgte, was sie taten. Keiner der Führungspersonen und Befehlshaber der Revolution spielte eine Rolle bei dem, was an jenem Tag geschehen sollte.
Sogar die Studenten selbst dachten, dass alles innerhalb weniger Tage vorbei sein und sie nach Hause zurückkehren würden. Aber der Imam folgte den Ereignissen und bezeichnete sie als eine Revolution, die noch größer war als die erste. Nur ein Imam, der die Bitternis eines dreizehnjährigen Exils geschmeckt hat, weiß, dass eine Gesellschaft, die unter strikten und strengen Regeln lebt, keinen Geist und keine gesunde Existenz hat. Er zog es vor, die Menschen führen zu lassen, denn er wusste, dass ein historischer Meilenstein auf dem Weg zum Wohlergehen einer Nation nicht genug ist. Die Nation muss genug Wissen und Einsicht haben, um jeden Tag und jederzeit das Falsche vom Richtigen unterscheiden und den richtigen Weg wählen zu können. Heute ist unser Volk unser Führer, und das ist der große Wunsch, den der Imam für sie hatte. Er lud uns zu den Dingen ein, die Leben versprechen.
Und nun nähert sich der 13. Aban, der grünste Tag des Jahres. Ist es heute vorstellbar, dass die Flamme der Volksbewegung ausgelöscht wird, wenn ein Landsmann zum Schweigen gebracht wird? Wenn so etwas geschieht, verlieren wir die Früchte von 45 Jahren unserer Geschichte und unseres Kampfes. Und wenn es nicht geschieht, wird es ein Zeichen für die Wurzeln unseres revolutionären Geistes sein. Was uns grün gemacht hat ist, dass wir uns auf diese Wurzeln verlassen haben, Wurzeln, die wir, wenn wir sie vernachlässigen, zu dem machen würden, was sich unsere Gegner wünschen. Darum ist es absolut notwendig, dass wir solche extremen Anstrengungen achtsam angehen.
Unsere Bewegung wird nicht davon profitieren, dass wir den Islam den Anhängern des Aberglaubens überlassen und die Revolution den inkompetenten und vom rechten Weg abgekommenen, die die Früchte des 100jährigen Kampfes vernachlässigen und dieses Erbe durch falsch ausgelegte und verzerrte Bilder ersetzen und uns von diesem Erbe entfremden.
Wenn gewisse ausländische Regierungen auf solchen Tendenzen beharren, dann vielleicht deshalb, weil sie persönliche Interessen daran haben. Wenn es sein muss, werden sie am Verhandlungstisch der jetzigen iranischen Bewegung den Rücken zudrehen, sie werden zufrieden sein mit dem bisschen Freiheit und den kleinen politischen Fortschritten, die es in ihren Nachbarländern gibt. Und wir können ihnen das nicht vorwerfen. Wir sind es, die Vorhaltungen verdienen, wenn wir die Interessen unseres eigenen Landes nicht weise vertreten.
Dieser Tage wollen alle Menschen den Sieg. Wann werden wir ihn erringen? Wie werden wir schneller zum Sieg gelangen? Und was werden wir ihm hinzufügen, um ihn zu perfektionieren? Unsere gesamte Existenz ist Gebet und Befragung, und wir sind erfüllt von den Worten des Herrn, der sagte, dass er uns etwas von dem geben wird, was wir wünschen [aus dem Koran: Und er gewährte etwas von dem, was du erbeten hast]. Die bloße Tatsache, dass in der Gesellschaft eine Forderung entstanden ist bedeutet, dass niemand sich dieser Forderung in den Weg stellen kann, und Regierungen können höchstens Faktoren wie Zeit, Ausmaß und Form der Realisierung beeinflussen.
Können auch wir diese Faktoren beeinflussen? Ja. [aus dem Koran] Der Mensch wird nur in dem Maße belohnt, wie er seine Intelligenz und seine Einsicht genutzt hat. In den letzten Monaten sind unsere Menschen mit dem Lohn ihrer eigenen Weisheit gesegnet worden.
Unser grüner Pfad ist ein Pfad der Rationalität. Er zeigt, dass wir ausdauernd für unsere Forderungen einstehen. Wären wir Extremisten, wäre mit Sicherheit nichts mehr von uns übrig. Extremer Enthusiasmus führt am Ende zu gar keinem Enthusiasmus.
Ein Beispiel dafür ist die Außenpolitik dieser Regierung. Zur selben Zeit, als sie damit beschäftigt war, unsere internationalen Beziehungen mit Propaganda zu tränken und sich weigerte, gemäßigt und intelligent aufzutreten, war es schon offensichtlich, dass sie bald die Interessen unseres Volkes für nichts verkaufen würde. Vor sechzehn Jahren hielten weder die Medien noch die Politiker die Entwicklung von nuklearem Brennstoff für besonders wichtig. Heute scheint es so, dass ein großer Teil des iranischen Atomprogramms, das zu so viel Chaos und Sanktionen für unser Volk geführt hat, in die Hände eines anderen Landes gegeben werden muss in der Hoffnung, dass sie freundlich genug sind, uns später etwas Brennstoff zu zurückzugeben. Ist das ein Sieg? Es ist eine offenkundige Täuschung, wenn dies als "der größte Sieg" bezeichnet wird [hier bezieht er sich auf Ahmadinejads Rede].
Die Politiker haben weder die Probleme der Welt gelöst [was Ahmadinejad angekündigt hatte] noch die Rechte ihres eigenen Volkes gestärkt - sie waren sogar willens, diese Rechte völlig zu umgehen. Sie haben gezeigt, dass sie auch im Nachgeben Extremisten sind.
Selbst wenn es mit Hilfe von Freunden gelingen kann, den Verlust der Errungenschaften des iranischen Atomprogramms zu verhindern, war das noch nicht der letzte Extremismus, und ihre Handlungen werden den Weg für noch mehr Sanktionen und noch mehr Isolation Irans ebnen.
Was wir daraus lernen können ist, dass wir selbst Extremismus vermeiden müssen. Früher oder später - und mit Gottes Hilfe wird es früher sein - werden diejenigen, die sich gegen das Volk stellen, gehen. Wird an diesem Tag nur noch ein ruiniertes Land zurückbleiben?
Worüber wir uns heute Sorgen machen müssen, sind die Interessen unseres Landes, und niemand außer den rechtmäßigen Eigentümern dieses Landes wird sich damit beschäftigen. Wir müssen heute damit beginnen, das Morgen aufzubauen.
Wir müssen so vorbereitet sein, dass wir nicht davon überrumpelt werden, wenn das Morgen sich plötzlich zeigt. Jeder von uns muss die große Verantwortung fühlen, die auf unseren Schultern liegt.
Unsere ständige Forderung nach Anwendung der Verfassung ist ein Schlüssel für den Aufbau der Zukunft. Mit diesem Ansatz werden wir ein Licht haben, das uns im Dunkeln führt, und wir werden die Anstrengungen der vergangenen Generationen nicht mit Füßen treten.
Was auch immer in unseren Herzen und Wünschen bleibt [das nicht Teil der Verfassung ist] werden wir in unserem Leben anstreben, denn formale Strukturen reflektieren großenteils nicht die höheren Realitäten, die es in der Gesellschaft gibt. Die höhere Realität ist das, was sich in unserem Leben abspielt. Die oberflächlichen Strukturen können die Kinder dieser Revolution verhaften und wie Kriminelle ins Gefängnis sperren und sie in demütigendem Aufzug präsentieren, doch die Menschen können diese Bilder anschauen und Stolz verspüren, und sie können eben diese Bilder zu Helden machen.
Wer ist der Sieger dieser Konfrontation? Die oberflächliche Struktur kann diese Menschen in Schauprozessen verurteilen, und das Volk wird der letzte Richter dieser Prozesse sein. Wer von ihnen ist die wahre Regierung der Gesellschaft?
Die oberflächliche Struktur kann diese Familien degradieren und versuchen, sie mit ihren Misshandlungen zu beschämen, aber während diese Familien leiden, werden die Menschen immer wissen, dass sie mutig und ehrbar sind.
Welche dieser beiden Sichtweisen wird die Herzen der Familien gewinnen? Man bedenke, bisher haben wir nur über die Macht gesprochen, die in den Augen des Volkes existiert, und nicht über die Macht, mit der sie noch andere Dinge tun können. Die oberflächlichen Strukturen können diese Familien in Isolation zwingen, doch das Volk wird sie umarmen. Wer von diesen beiden wird wahrhaftig triumphieren?
Die oberflächlichen Strukturen können die Studenten aus den Wohnheimen verweisen, weil sie das Verbrechen begangen haben, ihre Meinung zu äußern. Sie können sie ihrer Lebensgrundlage berauben, aber soziale Netzwerke können sie mit ihrer Unterstützung stärken.
Welche dieser Gruppen ist mächtiger?
Doch es ist der falsche Weg, diese Frage zu stellen, denn eigentlich gibt es keine Konfrontation zwischen diesen beiden Einheiten. Die eine ist, die andere ist nicht. Es ist unser Leben, dass jeder Sache in der äußeren Ordnung der Gesellschaft Bedeutung verleiht. Wir haben in den letzten Monaten die Gesellschaft verändert, nicht indem wir ihre äußere Ordnung zerstört haben, sondern indem wir iher Bedeutung verändert haben. Wir brauchen keine Ordnung zu zerstören, wenn es doch wir sind, die wir ihre Richtung unter allen Umständen vorgeben.
Dies wird auch weiterhin unser Weg sein. Wenn so viele Bestandteile unserer Verfassung unbeachtet bleiben, dann bedeutet das, dass es keinen Unterschied zwischen guten und schlechten Gesetzen gibt. Selbst wenn die politische Struktur unseres Landes in bester Ordnung wäre, was ist das Wert, wenn unser Leben ihr keine Glaubwürdigkeit verleiht, keine Bedeutung? Wenn unser Leben sie weder billigt, noch nach ihr verlangt? Ebenso,wenn diese Struktur rückständig oder falsch wäre, könnten wir nur dann versuchen, sie zu korrigieren, wenn wir zuerst ihre Bedeutung korrigieren, und dies tun wir mit dem Weg, den wir in unserem Leben verfolgen.
Es gibt so viele Nationen, die sich nicht für die Ausübung dieser Macht entscheiden, sondern die Macht in den Händen der Mächtigen belassen. Sie werden ihre Gesellschaft nicht anführen. Aber wir werden es tun.
Der 13. Aban ist das Gelöbnis, das uns daran erinnert, dass die Menschen die Führer sind. Ich sende dem iranischen Volk meine besten Wünsche für diesen Tag, und ich bitte den Herrn um Freiheit, Geduld und darum, dass die Urheber dieses Tages, von denen einige im Gefängnis sind und andere als Geiseln der Grünen Bewegung gehalten werden, die Belohnung erhalten, die sie verdienen.
Mir Hossein Mousavi
31. Oktober 2009
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