von Fariba Amini
4. September 2009
Original (Englisch): "A Place Called Evin" http://www.iranian.com/main/2009/sep/place-called-evin
Übersetzung: Julia
Dieser Bericht ist den mutigen Männern und Frauen Irans gewidmet, die mit ihrem Blut und ihrem Mut die Freiheit ihrer Heimat hoch gehalten haben und weiterhin hoch halten werden... Für Neda und Sohrab, die nur wollten, dass ihre Stimmen gezählt werden und deren Stimmen für immer zum Schweigen gebracht wurden...
Evin ist bekannt als Haftanstalt für politische Gefangene, insbesondere seine Abteilung 209 ist berüchtigt dafür. Es ist aber auch ein Gefängnis für viele gewöhnliche Straftäter und Kriminelle. In vielen Fällen sind politische Gefangene mit anderen Gefangenen zusammen in einem Block untergebracht. Ursprünglich beherbergte das Gefängnis 320 Insassen, es gab 20 Einzelzellen und ungefähr 300 Gemeinschaftszellen. Zu jener Zeit befanden sich annähernd 1500 Gefangene in Evin.
Zu Zeiten des Schahs war Evin ein Internierungszentrum für viele revolutionäre Gruppierungen wie die Mujaheddin, Fedayeen und Peykar, sowohl marxistische als auch islamische. Mitglieder und Sympathisanten der iranischen pro-sowjetischen kommunistischen Partei (Tudeh) wurden ebenfalls dort festgehalten. Viele prominente Kleriker wie Großayatollah Montazeri und Ayatollah Taleghani waren vor 1979 ebenfalls dort inhaftiert. Hashemi Rafsanjani war einst als Gefangener dort. Ali Khamenei, der "Oberste Führer", ist ein anderer Gefangener, der eine Zeit in Evin verbracht hat. Selbst Assadollah Lajervadi, der später Leiter des Gefängnisses wurde (und den Titel "Schlächter von Evin" erhielt), hat vor 1979 einige Zeit dort zugebracht, weil er angeblich versucht hatte, das El-Al-Büro in Teheran in die Luft zu sprengen.
Das berühmteste/tragischste Ereignis vor der Revolution von 1979 geschah in den Hügeln von Evin am 19. April 1975, als Bijan Jazani und seine Gruppe (8 Personen) weggebracht und von hinten erschossen wurden. Angeblich hatten sie versucht zu fliehen.
“Wir brachten die Gefangenen in die Hügel oberhalb Evins. Ihre Augen waren verbunden und ihre Hände gefesselt. Wir holten sie aus dem Minibus und ließen sie sich auf den Boden setzen. Dann sagte Attarpour zu ihnen, dass wir beschlossen hatten, sie zu exekutieren, so wie ihre Freunde unsere Kameraden getötet hätten. Er war der Kopf hinter den Exekutionen. Jazani und die anderen begannen zu protestieren. Ich weiß nicht, ob es Attarpour oder Colonel Vaziri war, der zuerst eine Maschinenpistole zog und begann, auf sie zu schießen. Ich weiß nicht mehr, ob ich der Vierte oder der Fünfte war, dem sie die Maschinenpistole gaben. Ich hatte so etwas noch nie zuvor getan. Am Ende schoss Sa'di Jalil Esfahani [ein weiterer SAVAK-Agent, bekannt unter dem Namen Babak] sie in den Kopf, um sicherzustellen, dass sie tot waren."
(Aus dem Bericht des früheren SAVAK-Agenten Bahman Naderipour).
In seinem Buch "Tortured Confessions" behauptet Dr. Ervand Abrahamian, dass die Zahl der Inhaftierten in Evin nach der Revolution auf fast 15.000 anstieg, viele von ihnen warteten dort auf ihren Prozess. "Theoretisch war Evin an sich eine Haftanstalt für Gefangene, die auf ihren Prozess warteten. Nach dem Prozess wurden diejenigen mit langen Haftstrafen nach Qesel Hesar verlegt, diejenigen mit kürzeren nach Gohar Dasht. In der Realität diente Evin als reguläres Gefängnis, denn viele warteten jahrelang auf ihre Prozesse. Prominente Gefangene verbüßten oft ihre gesamte Haft in Evin."
Im Jahr 1979, gleich nach der Revolution, wurden auf direkte Anordnung von Dr. Shapur Bakhtiar, der nur 37 Tage lang Premierminister war, die Türen von Evin und anderen Gefängnissen geöffnet, alle politischen Gefangenen kamen frei. Es war ein glücklicher Tag für die Gefangenen und ihre Familien. Bakhtiar schrieb: "In den ersten Tagen meiner Amtszeit ordnete ich die Öffnung der iranischen Gefängnisse an und ließ alle politischen Gefangenen frei, mit Ausnahme derer, die Morde begangen hatten." Einige Jahre später wurde Dr. Bakhtiar von Agenten der Islamischen Republik in seiner Wohnung in Paris erstochen.
Nur wenige Monate, nachdem die Islamische Republik Iran ihre Basis gefestigt hatte, begann sie mit der Verhaftung und Festnahme eben der Menschen, die zum Erfolg der Revolution beigetragen hatten. Die Liste der Verhafteten, die später hingerichtet wurden, ist zu lang, um sie hier wiederzugeben. (Viele waren Mitglieder oder Sympathisanten von revolutionären Organisationen, manche auch nur unbeteiligte Zuschauer).
Einer der bemerkenswertesten politischen Gefangenen in Evin ist Abbas Amirentezam, stellvertretender Premierminister unter Mehdi Bazargan, der nach seiner Rückkehr aus Schweden im Dezember 1979 verhaftet wurde. Er wurde vor Gericht gestellt und auf der Grundlage einer vorgefertigten Anklage der Spionage ins Gefängnis geschickt, so wie viele andere im Verlauf der letzten 30 Jahre. Amirentezam ist der längstgediente politische Gefangene Irans. Nach 27 Jahren in Evin wurde er beurlaubt.
Abbas Amirentezam erinnert sich an seine Tage in Evin: "Die schlimmste Zeit meines Lebens war, als ich mit anderen Gefangenen zusammen war und mit ansah, wie viele meiner Zellengenossen abgeführt und hingerichtet wurden, einer nach dem anderen, ohne Gerichtsprozesse oder Geschworene. Im Jahr 1367 (1989) waren in unserer Abteilung (band-e zendan) 350 Menschen, 342 von ihnen wurden hingerichtet. Sie waren zwischen 20 und 70 Jahre alt."
Amirentezam schmuggelte von 1994 bis 1995 eine Serie von Briefen hinaus, in denen er Zustände in Evin beschrieb, die er persönlich miterlebt hatte: "Gefangene wurden monatelang in kleine Särge mit den Maßen 50 x 80 x 140 cm gesteckt. 1984 waren 30 Gefangene in solchen Särgen. Manche wurden verrückt." Zwei Mal wurde er in den Exekutionsraum gebracht, wo er auf die Anordnungen des Imams wartete. 555 Tage lang war er in Einzelhaft. Über die allgemeine Abteilung in Evin sagte er: "Die Zelle war so überfüllt, dass die Insassen abwechselnd auf dem Boden schliefen."
Amirentezam berichtet, wie eine UN-Delegation unter Leitung von Galindo Pohl ihm und anderen Gefangenen in Evin einen Besuch abstattete. "Herr Galindo Pohl nahm jedes von mir beschriebene Blatt an und tat es in seine Brieftasche. Im angrenzenden Zimmer hatten sie Obst und Süßigkeiten aufgebaut, um zu zeigen, dass wir im Gefängnis gut behandelt werden. Das alles waren Täuschungen und Lügen. Als die UN-Kommission gegangen war, wurde ich auf die offene Ladefläche eines Lastwagens gesetzt, von einem Bereich des Gefängnisses zum nächsten gefahren und vorgeführt. Es war sehr kalt, und der Wind blies sehr stark (Evin liegt außerhalb von Teheran nahe den Bergen, darum wird es nachts sehr kalt). Als Ergebnis dieser schlimmen Kränkung und Demütigung bekam ich eine schwere Erkältung und litt monatelang an einer Ohreninfektion. Oft hinterließen wir den Pasdaran (Revolutionsgarden) hinter der Tür unserer verschlossenen Zelle Notizen, auf denen stand, was wir brauchten. Der Pasdar las meine Notiz und kam zurück, um mir zu sagen, dass Hossein Pishva, der Direktor des Gefängnisses, ausdrücklich angeordnet hatte, dass ich keinen Zutritt zur Krankenzelle oder zu Medikamenten bekäme."
Das schrecklichste Ereignis überhaupt in Evin war die Massenhinrichtung von fast 4000 (manche Berichte sprechen von 5000 - 6000) Gefangenen, hauptsächlich Fedayeen, Mojaheddin und andere (einige waren erst 14 und 15 Jahre alt). Dies ereignete sich zwischen 1981 und 1988 und ist von allen Berichten die schlimmste Massenexekution in der Geschichte irgendeines politischen Gefängnisses der neueren Zeit. Wie Shahrnoush Parsipour, eine der führenden weiblichen Dramatikerinnen Irans, schreibt: "Das Durchschnittalter in Evin lag 1981 bei 19,5 Jahren".
Abrahamian schreibt: "Die Gefangenen in Evin hatten während der Verhandlungen verbundene Augen... sie mussten persönliche Dinge wie Ringe, Uhren und Brillen ablegen. Dann wurden sie mit verbundenen Augen zu den Galgen geführt. Die Galgen in Evin befanden sich im abgelegenen Hosseinieyh-Hörsaal." Die Linken wurden während der gesamten Dauer der Exekutionen von den Mojaheddin ferngehalten und umgekehrt. "Die ersten Linken, die vor die Evin-Kommission [auch "Todes-Kommission" genannt] treten mussten, waren die mit leichten und sogar mit abgeleisteten Urteilen. Das verlieh der Todesliste etwas von einer Zufallslotterie. Einige, die am ersten Tag starben, hatten kurze Haftstrafen, andere mit langen, sogar lebenslangen Haftstrafen überlebten die folgenden Tage."
Damals war der Raum für Ta'zir (Bestrafung gemäß der Scharia) der Ort der "Rehabilitation" der Gefangenen. "Nach dem ersten Verhör wurde der Gefangene in den Taz'ir-Raum gebracht, um vollständigere Geständnisse über wirkliche oder imaginäre Verbrechen abzulegen und - was das Wichtigste war - Befragungen auf Video aufzunehmen." "Im Gegensatz dazu war Evins Block 6 für Tudeh-Mitglieder mit 15jährigen Haftstrafen reserviert.
Soudabeh Ardavan, eine Sympathisantin der Fedyaeen und Architekturstudentin an der Universität Tabriz, sagte, "als ich zum ersten Mal eine Zelle betrat, dachte ich, ich sei in einer Mädchenschule. Die Gefangenen waren alle junge Mädchen im Teenager-Alter. Manchmal waren ältere Frauen dort, die so alt waren wie eine Großmutter. Sie halfen den Gefangenen offensichtlich, oder sie waren Familienmitglieder. Drei berühmte Zellengenossinen waren Bijan Jazanis Mutter, Maryam Taleghani, die Tochter von Ayatollah Taleghani und die Schriftstellerin Sharnoush Parsipour." Soudabehs Anklage lautete "Teilnahme an Demonstrationen gegen die Islamische Republik. Zunächst wurde sie verhaftet, verhört und schließlich, auf dem Boden mit verbundenen Augen, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Es war kein Richter, keine Jury und kein Anwalt anwesend. Die "Islamische Gerechtigkeit" dauerte nicht länger als ein paar Minuten." Sie schreibt: "Es war die verabscheuungswürdigste Zeit in der Geschichte des islamischen Regimes. Verhöre, Folter und Exekutionen waren an der Tagesordnung." Während der nächsten 8 Jahre sollte sie immer wieder von Evin nach Ghessel Hesar und zurück verlegt werden, von einer Einheit in die andere, und die Zeit dazwischen in Einzelhaft verbringen. "Die meisten der Wachen waren extrem bösartig und benutzten schmutzige Ausdrücke, um uns zu demütigen und seelisch zu zerstören - wie sie es schon mit körperlicher Folter versucht hatten. Die meisten von uns gestanden nichts und hielten den Mund. Das machte sie noch wütender, und neue Ausgepeitschungen und Schläge begannen."
"Von Zeit zu Zeit kamen die Chefinnen der Wachen herein, zwei Frauen. Sie waren hässlich und dick und extrem unhöflich. Sie waren Profis. Mir wurde gesagt, dass sie noch aus der Schah-Zeit waren. Sie hießen Bakhtiari und Alizadeh. Sie haben uns richtig heftig getreten. Die Bakhtiari trug eine Soldatenuniform und hat ständig geflucht und und uns geschlagen. Sie hat wie ein Hund gebellt!"
"Meistens mussten wir in unserer Zelle weder Kopftuch noch Tschador tragen - nur wenn die männlichen Wachen hereinkamen. Manchmal kam der Direktor des Gefängnisses, ein Mann namens Haji Rahman. Er war riesig, ein ziemlicher Charakter, sehr bösartig. Wir mussten unser Kopftuch anlegen, und dann kam er und schlug uns. Ich glaube, er hat jetzt einen Job im Geheimdienstministerium"
Abrahamian schreibt: "Einige wurden in kleinen Kabinen gehalten, mit verbundenen Augen und in absoluter Stille, 17 Stunden lang mit zwei fünfzehnminütigen Pausen für Essen und Toilette... Andere wurden gewzungen, im Exekutionskommando mitzuarbeiten und Tote wegzuräumen. Wenn sie in ihre Zellen zurück kamen und das Blut von ihren Händen tropfte, vermuteten die Zellengenossinnen, was durchgesickert war. Im Sommer mussten Neuankömmlinge in Evin - auch Frauen - am großen Innenhof vorbei und die Reihen gehenkter Gefangener sehen."
Marina Nemat, die in eine russische Christenfamilie hineingeboren wurde, verbrachte ab 1982 zwei Jahre in Evin. Sie hatte sich an ihrer Schule an einem Protest gegen das Regime beteiligt. Sie wurde in Evin gefoltert und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später in lebenslänglich umgewandelt, als ein Wachmann namens Ali Mousavi sich in sie verliebte und sie zwang, ihn zu heiraten. Unter Druck gesetzt, heiratete sie ihn, und ging fort, als er von anderen Wachleuten ermordet wurde. 1991 verließ sie den Iran und ging nach Kanada. Ihr Buch "Prisoner of Tehran" wurde 2007 veröffentlicht. (Einige weibliche Gefangene stellten ihren Bericht in Frage, obwohl Shahrnoush Parsipour ihre Geschichte bestätigte).
Eine der berühmtesten weiblichen Gefangenen in Evin ist Mehrangiz Kar, eine Menschenrechtsanwältin, die 53 Tage in Einzelhaft verbracht hat. Später teilte sie eine kleine Zelle mit einer bekannten Publizistin, Shahla Lahiji. Mehrangiz Kar schreibt: "Wie andere handverlesene Frauen versuchte ich, denen näher zu kommen, mit denen wir unsere Gedanken teilten. Es war offensichtlich, dass es gegen alle internationalen Gesetze war, eine aus politischen Gründen Inhaftierte mit Frauen zusammenzulegen, denen Prostitution oder Drogenabhängigkeit vorgeworfen wurde. Aber wo konnten wir über diese Ungerechtigkeiten sprechen? Jedes Ding und jedes Wort hat seinen jeweiligen Platz."
Shahrnoush Parsipour verbrachte vier Jahre und sieben Monate in Evin. Sie war unter dem Schah schon 54 Tage in diesem Gefängnis eingesperrt gewesen. Monriou Ravanipour, eine Schriftstellerin, wurde ebenfalls verhaftet und für lange Zeit eingesperrt.
Am 23. Juni 2003, bei einem Besuch im Iran, wurde [Zahra Kazemi,] eine iranisch-kanadische Fotojournalistin dabei gesehen, wie sie Fotos von Evin machte - sie wurde in Gewahrsam genommen und starb im Gefängnis. Die iranische Regierung behauptete, dass sie während eines Verhörs an einem Schlaganfall starb. Die Ärzte jedoch, die Kazemis Leiche untersuchten, stellten Hinweise auf Vergewaltigung und Folter sowie einen Schädelbruch fest. Man sagt, Saeed Mortazavi, Teherans Staatsanwalt, sein in ihre Vergewaltigung, Folterung und Ermordung verwickelt gewesen. (Am 11. August desselben Jahres veranstaltete Azam Taleghani, die Tochter von Ayatollah Taleghani und Kandidatin für das iranische Parlament, aus Empörung über die Verhaftung und Ermordung von Zahra Kazemi einen Sitzprotest vor dem Evin-Gefängnis).
Farhad Behbehani und Habibollah Davaran, beide Sympathisanten der Nationalen Front und der Nehazt Azadi (Freiheitsbewegung) wurden verhaftet, weil sie einen Brief an den damaligen Präsidenten Irans Hashemi Rafsanjani unterzeichnet hatten. Sie wurden verhört und gefoltert. Unter schwerer körperlicher und psychologischer Folter wurde Behbehani gezwungen, ein falsches Geständnis abzulegen. Später berichteten sie in einem Buch mit dem Titel "In the company of Haji Agha" (etwa "In Gesellschaft von Haji Agha", d. Übers.) über ihre Zeit im Gefängnis.
Der Bericht von Behbehani:
"In Evin begrüßten uns Siamak Pourzand, Ali Afshari und Nasser Zarafshan. Amir Entezam ging gerade im Gefängnishof spazieren. Wir waren glücklich, dass wir wenigstens in Gesellschaft unserer Freunde waren. Wir saßen zusammen und aßen zu Abend. Es war gut, sie alle zu sehen, sogar in der merkwürdigen Atmosphäre des Gefängnisses. Während wir in Evin waren, gingen Gerüchte um, dass eine Person namens Bakhshi in den Tod von Zahra Kazemi verwickelt sei. Ich weiß nicht, was genau sein Titel war, aber anscheinend ist er einer der hohen Beamten im Evin-Gefängnis."
“Nach der Veröffentlichung unseres Buches wurden wir erneut verhaftet und nach Evin gebracht, während wir auf die Zahlung einer immensen Kaution zu unserer Entlassung warteten. Wir bezahlten unsere eigene Fahrt nach Evin. Als wir ankamen, konnte Dr. Davaran nicht einmal mehr richtig gehen; ich musste seine Hand halten. Es gab Auseinandersetzungen in der Umgebung des Gefängnisses. Eltern kürzlich verhafteter Studenten waren dort und suchten ihre Söhne und Töchter. Sie führten uns durch die Menge, die rief und nach ihren Kindern suchte. Wir hörten auch, dass einige Tage zuvor Zahra Kazemi unter Folter ermordet worden war.
Vor uns waren weitere Gefangene. Der Wachmann begann, sie zu beleidigen. Dr. Davarn fragte mich "warum ist er so ausfallend?" Ich sagte: "Keine Angst, er beleidigt nicht uns."
Als ein junger Wachman Dr. Davaran erblickte sagte er: "Vater, was tun Sie hier? Hat das Geheimdienstministerium Sie verhaftet?" Ich sagte nein, es sei die Staatsanwaltschaft Teheran gewesen. Er fragte "Was habt ihr überhaupt getan?" Ich antwortete, dass wir ein Buch geschrieben hätten und deshalb verhaftet worden seien. Er fragte: "Hattet ihr keine Erlaubnis?" Dr. Davaran sagte: "Doch, wir hatten eine Erlaubnis zur Veröffentlichung unseres Buches eingeholt, aber sie haben uns trotzdem verhaftet." Er blickte sich um und sagte mit einem merkwürdigen Unterton: "Was für ein verdrehtes Land!" (Ajab mamlekat khar too kharist).
Er sagte zu Davaran: "Das tut mir so Leid. Es tut mir wirklich Leid, dass ihr hier seid". Er sagte zu einem Wachmann: "Bring sie in Sektion 1". Sie wollten uns Handschellen anlegen, aber der Junge sagte: "Nein, keine Handschellen". Ich bemerkte, dass die Zustände im Gefängnis sich im Vergleich mit vor 13 Jahren verändert hatten. Es gab Fernsehen und Wechselstrom in jedem Raum. Ich sah, dass die Gefangenen ihre Angehörigen anrufen konnten, und die meisten Gefängnisbeamten verhielten sich zivilisierter. Ich schreibe diese Veränderungen der Khatami-Ära zu, aber auch dem internationalen Druck wegen der Zustände in iranischen Gefängnissen.
Im letzten Jahrzehnt waren unter den politischen Gefangenen in Evin Irans meistgefeierter Enthüllungsjournalist und Menschenrechtsaktivist Akbar Ganji (von 2000 bis 2006), der monatelang im Hungerstreik war und fast daran gestorben wäre. Ganji wurde verhaftet, weil er mehrere Bücher über die Serienmorde von 1998 geschrieben hatte. Im Gefängnis schrieb er seine berühmten Manifeste, die die Legitimität des islamischen Regimes sowohl politisch als auch ideologisch in Frage stellen.
Andere waren Heshmatollah Tabarzadi, Kopf einer Studentenorganisation, Mohsen Sazegara, ein ehemaliges Mitglied der Revolutionsgarden (in 2003), Nasser Zarafshan, Anwalt vieler Gefangener, Akbar Mohammadi und Ahmad Batebi, die während der Studentendemonstrationen an der Teheran-Universität von 1999 verhaftet wurden, und Ali Afshari, ein studentischer Aktivist und Mitglied des Daftar-e Tahkim-e Vahdat (Studentisches Koordinationskomitee), der im Jahre 2000 verhaftet und bis 2003 festgehalten wurde. Afshari war fast 400 Tage in Einzelhaft. Weitere Gefangene in Evin waren Hojatoleslam Mohsen Kadivar, Siamak Pourzand (in 2002 zunächst vermisst, später in Evin gefunden) und Hashem Aghajari (verhaftet 2002).
“Siamak Pourzand war in Abteilung 3 des Evin-Gefängnisses, bis er im April 2004 einen schweren Herzinfarkt erlitt. Später in jener Nacht wurde Pourzand auf der Intensivstation des Sa’databad-Krankenhauses eingeliefert. Die Wachen, die ihn begleiteten, ließen ihn nicht mit Reportern sprechen. Die Islamische Menschenrechtskommission Irans durfte ihn ebenfalls nicht sehen. Nur seine Schwester durfte ihn besuchen. Später berichtete sie Peyk-e Iran, dass während ihres Besuches "die Wachen unser gesamtes Gespräch überwachten". Pourzand wurde an Hand- und Fußgelenken an das Krankenhausbett gekettet.
Kadivar, ein erleuchteter Geistlicher, "wurde vom Sondergericht für den Klerus im Jahre 1999 verurteilt und wegen Verbreitung falscher Informationen über Irans "heiliges System der Islamischen Republik" und Gewährung von Hilfe für Feinde der Islamischen Revolution zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Er wurde am 17. Juli 2000 aus Evin entlassen."
Akbar Mohamamadi ist einer derjenigen, die in Evin nach schwerer Folterung gestorben sind. Er wurde während der Studentenunruhen in 1999 verhaftet und verbrachte fast 5 Jahre im Gefängnis. Er wurde entlassen und im Jahr 2006 erneut verhaftet, nachdem er seine Memoiren ("Ideas and Lashes" - etwa "Ideen und Peitschenhiebe", d. Übers.) verfasst hatte. Er starb in Evin am 30. Juli 2006 unter Folter. Er war mit Ahmad Batebi zusammen in Evin. Beide waren während der Studentendemonstrationen am 9. Juli 1999 verhaftet worden. Ahmad Batebi wurde zum Symbol der Studentenbewegung. Er verbrachte fast 15 Jahre im Gefängnis. Im März 2005 wurde Batebi vorübergehend aus Evin entlassen, um zu heiraten. Er meldete sich nicht ins Gefängnis zurück. Am 23. Juni 2005 meldete eine Zeitung, er sei "derzeit auf der Flucht und meide Irans Behörden". Batebi wurde am 27. Juli 2006 erneut verhaftet und wieder ins Gefängnis geworfen. Er leistete sein Strafmaß weiter ab. Untergebracht war er in der berüchtigten Sektion 209 von Evin, die vom Geheimdienstministerium geführt wird. Nachdem er endlich seine Kaution aufbringen konnte, verließ er 2008 heimlich den Iran und ging in die USA. Später wurde er gegen Kaution freigelassen. Er erlebte harte Verhöre und Folterungen in Evin.
Hassan Zarzadeh (Ardeshir) war unter den Studenten, die bei den Demonstrationen im Juli 1999 verhaftet wurden. Er war Sprecher der Vereinigten Studentenfront, ist Menschenrechtsaktivist und Journalist. Zunächst wurde er nach Towhid gebracht und später nach Evin überführt. Er wusste nicht, wo er war, da ihm anfangs die Augen verbunden waren. Später fand er jedoch heraus, dass er sich in Evins Abteilung 209 befand. Dort blieb er 5 Monate lang. “Ich war nur drei Monate lang in Evins allgemeiner Abteiliung und dann fast die ganze Zeit in Einzelhaft." Über die Zustände in Evin sagt er: “Politische Gefangene haben überhaupt keine Rechte, und wenn sie sich gegen bestehende Bedingungen auflehnen, werden sie umgehend in Einzelhaft genommen. Gefangene bekommen kein anständiges Essen oder medizinische Versorgung. Die Abteilungen sind so überfüllt, dass man in den Gängen schlafen muss. Alle Abteilungen in Evin sind mit irgendeinem Bereich des Geheimdienstministeriums verbunden. Die normalen Gefängnisregeln existieren nicht; jede Abteilung hat ihre eigenen Regeln. Sie üben enormen psychologischen und physischen Druck auf die Gefangenen aus, um Geständnisse zu erhalten. Einmal, als ich nicht viel reden, geschweige denn gestehen wollte, brachten sie einen Freund von mir herein und begannen, mich heftig zuschlagen, um mich zu einem Geständnis zu zwingen. Er hatte bereits geredet, und sie wollten meine Reaktion."
Der iranische Gewerkschaftsführer Mansoor Ossanlou war ebenfalls inhaftiert. Er war zwischen 2005 und 2008 mehrmals im Gefängnis. “Am Dienstag, dem 10. Juli 2007 wurde Mansoor Ossanlou von Sicherheitskräften öffentlich entführt und an einen unbekannten Ort gebracht. Zwei Tage später informierte seine Frau die Öffenlichkeit darüber, dass Mansour Osanloo in Evin (Teheran) und vollständig isoliert und ohne Besuchsrecht sei."
Unter den iranisch-amerikanische Akademikern, die den Iran besuchten oder dorthin kamen, um im Iran zu leben und in Evin inhaftiert wurden, waren Dariush Zahedi, Professor an der Universität von Kalifornien, Berkeley (2003), Ramin Jahanbegloo (2006) Ali Shakeri und Haleh Esfandiari (2008), die 100 Tage in Evin war, und seit Kurzem Kian Tajbakhsh (zuerst verhaftet in 2007 und in 2009 bis jetzt erneut verhaftet). Ein Zeitungsbericht: "Kian Tajbakhsh wurde am 11. Mai 2007 in seiner Wohnung in Teheran verhaftet, inhaftiert und 2007 unter Hausarrest gestellt. Er wurde mehr als 4 Monate ohne Anklage in Evin festgehalten."
Die iranisch-amerikanische Journalistin Roxana Saberi wurde im Januar 2009 verhaftet und im Mai 2009 entlassen. Ihr wurde ebenfalls Spionage vorgeworfen. Sie hatte vor ihrer Verhaftung viele Jahre im Iran gelebt.
Nazi Azima von Radio Farda wurde ebenfalls monatelang festgehalten, ehe sie freigelassen wurde. Newsweek-Reporter Maziar Bahari ist zur Zeit in Evin inhaftiert; er war nach Teheran gekommen, um über die Wahlen vom Juni 2009 zu berichten.
Im letzten Jahrzeihnt wurden viele bekannte iranische Journalisten und Blogger in Evin festgehalten. Einige davon sind Masoud Behnoud, Emaddedin Baghi, Mohammad Ghouchani, Fereshteh Ghazi, Soheil Asefi, Roozbeh Mirebrahimi, Shahram Rafi’zadeh, Javad Gholamtamimi und Omid Memarian. Sie alle wurden zu verschiedenen Zeiten verhaftet, angeklagt und gegen Zahlung immenser Kautionen freigelassen (die meisten mussten die Häuser ihrer Familien verpfänden oder viele Bürgen stellen). Ayatollah Shahroudi, der derzeitige Chef der iranischen Justiz, gab ihnen mit auf den Weg: "Erzählt niemandem, was euch im Gefängnis widerfahren ist, und ich verspreche euch, das Problem zu lösen!"
Roozbeh Mirebrahimi sagt über seine Tage in Haft: "Die meiste Zeit über war ich in dem speziellen Geheimgefängnis der Sicherheitskräfte, das zu Verhörzwecken an das Büro des Staatsanwalts von Teheran angeschlossen ist. Nur für die letzten 6 Tage kamen ich und 4 Mitangeklagte nach Evin. Wir waren in einer Zelle. Unsere Zelle war in der 4. Abteilung von Evin, die als Todeszelle für Exekutionen bekannt ist. In einer unserer Zellen war ein professioneller Mörder, er hieß Mohammad Bijeh. Er hatte Dutzende von Kindern entführt, vergewaltigt und verbrannt. Es gab noch einen weiteren Kriminellen dort, der auch auf seine Hinrichtung wartete."
"Wir wurden in diese Spezialabteilung gebracht, damit wir Angst bekämen und sie ihren Plan ausführen konnten. Der Plan sieht Geständnisse vor, Schauprozesse und dass wir Geständnisse unserer Reue unterschreiben. Die Bedingungen in Evin waren für mich, der ich Tage in diesem fürchterlichen Gefängnis zugebracht hatte, mit verbundenen Augen, verhört und gefoltert, erträglicher. Natürlich ist das meine persönliche Erfahrung in Evin. Ich bin sicher, dass viele heute andere und viel schlimmere Erfahrungen im Gefängnis machen."
Vor kurzem berichtete die Times of London: “Als die französisch-iranische Filmemacherin Mehrnoush Solouki vor zwei Jahren dorthin gebracht wurde, verbrachte sie einen Monat in Einzelhaft und hörte jede Nacht die Schreie von Frauen und Geräusche von Schlägen. Sie fragte ihre Wachen, ob das Kriminelle seien, die sich bekämpften. Die Antwort war nein - das seien Frauen, die die nationale Sicherheit bedroht hätten".
Frau Solouki, eine Filmsstudentin an der Universität Quebec, wurde im Februar 2007 nach Evin gebracht. "Es war nicht Guantanamo Bay, aber es schien mir das weltweit größte Frauengefängnis für Journalistinnen, Frauenrechtlerinnen und Studentinnen zu sein." schrieb sie nach ihrer Freilassung. Die Einzelhaft in Evin beschrieb sie als "Betreten eines Grabes".
Weitere Gefangene, die in Evin waren, sind Dr. Ahmad Zeidabadi, ein bekannter Journalist und politischer Analyst, der in 2000, 2003 und nochmals in 2009 (infolge dieses Artikels) verhaftet wurde, sowie Abdollah Mo'meni, Manouchehr Abtahi, Issa Saharkhiz und Abdolfattah Soltani (ein bekannter Anwalt vieler iranischer politischer Gefangener), zusammen mit vielen der besten und mutigsten Journalisten und Menschenrechtsverteidiger Irans. (Sie befinden sich zur Zeit mit etwa 100 anderen im Gefängnis, wurden gefoltert und in Schauprozessen vorgeführt).
Seit den umstrittenen Wahlen von 2009, sind die Anwältin Shadi Sadr (sie wurde vor Kurzem entlassen), Frauenaktivistin Jila Bani Yaghoub und viele andere Bürgerrechtsaktivistinnen noch immer in Evin inhaftiert.
Andere politische Gefangene, Männer und Frauen, die in Evin waren, sind: Hassan Yousefi-Eshkevari, Ebrahim Nabavi, Emad-ed-din Baghi, Fariborz Raeiss-Dana, Mahmoud Dolatabadi, Mohammad Ghoochani, Mashallah Shamsolvaezin, Latif Safari, Khalil Rostamkhani, Manouchehr Mohammadi, Alireza Alavi-Tabar, Mohammad-Reza Jalaïpoor, Saeid Sadr, Mohammad-Ali Sepanloo, Ezatollah Sahabi, Shahla Sherkat, Shahla Lahidji, Jamileh Kadivar und Khadijeh Hajdini-Moghadam. (Die meisten der genannten hatten an einer Konferenz in Berlin teilgenommen und wurden bei ihrer Rückkehr im Jahr 2000 verhaftet).
Im August 2005, kurz nachdem Ahmadinejad gewählt worden war, reiste ich in den Iran. Dies ist, was ich aufgeschrieben habe:
“Ich wollte Fotos von Evin machen. Wir sind jedesmal daran vorbeigekommen, wenn wir nach Shemiran fuhren, aber man sagte mir, ich solle es nicht tun. "Hast du das Schicksal von Zahra Kazemi vergessen?" Aber ich war fest entschlossen. Also nahm ich eines Tages ein Taxi, um nach Tajrish zu fahren. Ich fragte den Taxifahrer, ob er langsamer fahren würde, damit ich ein Foto machen könne. Es war ein Besuchstag, leider zeigte das Foto nicht das ganze Bild. Also fragte ich denselben Taxifahrer auf dem Rückweg, ob wir noch einmal dort vorbeifahren könnten. Er weigerte sich nicht, er war sogar so mutig, direkt vor dem Gefängnis anzuhalten, und ich machte das Foto. Als die Wachen mich sahen und auf ihren Trillerpfeifen anfingen zu pfeifen, stieg der Fahrer aufs Gas und brauste am Gefängnis vorbei. Er hätte mit mir zusammen verhaftet werden können."
Vor einiger Zeit besuchte ich das erste Konzentrationslager des Hitler-Regimes, Sachsenhausen (Oranienburg) in der Nähe von Berlin. Es war das erste Internierungslager des Nazi-Regimes, in dem politische Gefangene - Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten - inhaftiert waren. Nach dem Krieg wurde es ein sowjetisches Internierungslager umgewandelt. Heute ist es eine Gedenkstätte, die die Menschen daran erinnert, wozu sie fähig sind und was sie einander antun können. Doch auch nach 65 Jahren haben wir noch nichts gelernt. Verbrechen gegen die Menschlichkeit gehen überall auf der Welt weiter.
Ich hoffe nur, dass Evin eines Tages eine Gedenkstätte für diejenigen sein wird, die Verhöre, Folter und Morde erlitten haben. Inmitten der Verzweiflung, der Dunkelheit und des Terrors haben sie sich ihren Unterdrückern mit Mut und Todesverachtung entgegengestellt.
Mögen alle iranischen politischen Gefangenen bald frei sein. Mögen ihre Familien sie in die Arme schließen, auch wenn ihre Körper und Seelen zerstört sind. Mögen ihre Peiniger zur Verantwortung gezogen und vor ein Gericht gestellt werden - was sie anderen verweigerten.
*Dieser Bericht ist bei weitem nicht vollständig. Es gibt unzählige Männer und Frauen, deren Namen hier nicht genannt sind - bekannte und unbekannte. Ich hoffe, dass die Leser die lange, quälende Liste ergänzen werden. Insgesamt ist die Zahl derer, die unter der Islamischen Republik hingerichtet oder gestorben sind, wesentlich höher als unter beiden Pahlavi-Regierungen zusammen.
* Fast alle Verhafteten und Verfolgten der letzten 30 Jahre wurden ähnlicher Vergehen angeklagt: Spionage, Handeln gegen die nationale Sicherheit, Mitgliedschaft in illegalen Organisationen, Provokation und Spaltung der Öffentlichkeit, Propaganda gegen den Staat, Beleidigung des Führers, Teilnahme an verbotenen Versammlungen sowie andere, nicht politische Anklagen wie sexuelle Beziehungen, Alkoholkonsum, Förderung der Korruption durch Händeschütteln mit Frauen, unislamische Kleidung (für Frauen).
*Der verstorbene Akbar Mohammadi schreibt: "Der Sicherheitschef des Evin-Gefängnisses, Herr Bakhshi, und Teherans Generalstaatsanwalt Saeed Mortazavi spielten eine direkte Rolle bei der Ermordung von Zahra Kazemi. Als ich wegen einer Operation im Taleghani-Krankenhaus lag, erzählten mir die Soldaten, die mich begleiteten, ziemlich offen, dass Herr Bakhshi Zahra Kazemi dabei beobachtet hatte, als sie von außen Videoaufnahmen vom Gefängnis machte. Er beauftragte 10 Soldaten, sie festzunehmen und auf das Gefängnisterritorium zu bringen. Die Soldaten sagten, sie hätten das nur getan, weil die Order von hoch oben kam. Als sie Zahra Kazemi hineinbrachten, begann Herr Bakhshi, sie mit einem Bajonett zu schlagen, besonders in im Bereich des Kopfes. Das sei aber nicht genug gewesen. Den Soldaten zufolge wollte Bakhshi ihr mehr antun. Er nahm Zahra Kazemi das Kopftuch ab und schlug ihren Kopf mehrmals gegen die Wand, bis sie das Bewusstsein verlor. Bakhshi sagte den Soldaten, sie sollten sie ins Gefängniskrankenhaus bringen, damit sie wieder zu Bewusstsein käme. Als er ihren Kopf gegen die Wand schlug, lief das Blut herunter. Einer unserer Zellengenossen, der vor Kurzem in Block 350 verlegt worden war, sagte, er sei dort gewesen, als Zahra Kazemi aufwachte, und sie habe zu einem der Agenten, einem großen Mann mit einem riesigen Bart, gesagt, dass sie all die furchtbaren Taten der kanadischen Regierung und allen Menschenrechtsorganisationen mitteilen würde. "Was werdet ihr dann tun?" fragte sie. Währenddessen trugen sie sie auf einer Bahre ins Krankenhaus. Der bärtige Mann befahl den Soldaten, sie festzubinden. Die Soldaten hatten Angst und taten, was ihnen gesagt wurde.
Die Soldaten erzählten mir, sie würden jederzeit, wann immer ich wolle, gegen Bakhshi aussagen, aber ich müsste sie schützen, denn mit diesem Regime sei nicht zu spaßen".
("Ideen und Peitschenhiebe: Das Gefängnistagebuch" von Akbar Mohammadi, übersetzt von Fariba Amini)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen