Samstag, 5. September 2009

Kahrizak: öffentliche Prozesse gegen Vergewaltiger gefordert

Quelle (Englisch): "Trials of Kahrizak Rapists Should be Open"
http://www.roozonline.com/english/news/newsitem/article/2009/september/05//trials-of-kahrizak-rapists-should-be-open.html

Übersetzung: Julia

5. September 2009

Kahrizak: Öffentliche Prozesse gegen Vergewaltiger gefordert

Nachdem der Vorsitzende der Parlamentsfraktion "Weg des Imam" öffentliche Prozesse gegen die Verantwortlichen der jüngsten Verbrechen in iranischen Haftanstalten gefordert hatte, ist Präsidentschaftskandidat Mehdi Karroubi mit der Familie eines während der Unruhen nach der Wahl getöteten Opfers zusammengetroffen. Währenddessen steigt die Zahl der Todesopfer weiter.

Der Generalsekretär des "Weg des Imam" im 8. Parlament hat in einem öffentlichen Brief die "offene" strafrechtliche Verfolgung der für die "häßlichen" Verbrechen in iranischen Haftanstalten" gefordert. Was er unter offenen Gerichtsprozessen versteht, erklärt Mohammad Reza Tabesh in seinem Brief an die iranische Justiz so:

"Offene Prozesse bedeuten, dass es keinen Ausschluss der Öffentlichkeit von den Verhandlungn gibt. Medien und Journalisten sollen anwesend sein, Notizen machen und ihre Berichte veröffentlichen dürfen, ohne die Identität der Kläger oder Einzelheiten zu nennen, die Rückschlüsse auf ihre Identität, ihre soziale und ihre berufliche Position zulassen."

Tabesh erklärt, die Persönlichkeit derer, die des Tatbestandes der Misshandlung in Haftanstalten beschuldigt werden, sei nicht höher zu bewerten als die der politischen Gefangenen, die zur Zeit vor Gericht stehen. Er rief die Behörden auf, die von diesen Personen begangenen Verbrechen nicht länger zu decken. In einem anderen Teil des Briefes bezweifelt Tabesh die Behauptungen Mahmoud Ahmadinejads, dass die Übertreter des Gesetzes in Kahrizak "ausländische Maulwürfe" gewesen sein sollen. Derartige Äußerungen würden die Unklarheiten dieses Falles nur vergrößern.

Diese Entwicklungen schließen sich an Mehdi Karroubis kürzliche Enthüllung von Dokumenten und Beweisen für Vergewaltigungen in Gefängnissen der Islamischen Republik an. Karroubi hatte sogar angekündigt, er sei bereit, den Justizbehörden Vergewaltigungsopfer zu präsentieren, um seine Behauptungen zu stützen. Eine weitere Wende nahm die Entwicklung vor zwei Tagen, als bekannt wurde, dass ein von Karroubi vogestelltes Vergewaltigungsopfer auf Grund seiner schlechten Behandlung verschwunden oder untergetaucht ist.

Karroubi trifft mit Familienangehörigen eines Getöteten zusammen

Eine weitere Entwicklung im Zusammenhang mit den Folgen der Wahlen vom 12. Juni ist ein Treffen zwischen Karroubi und der Ehefrau eines Getöteten. In dem Treffen beschreibt sie, wie ihr Ehemann ums Leben kam. Wie sie berichtet, war ihr Mann (sein Name ist Najafi) ein einfacher Arbeiter, der täglich von 6 Uhr morgens bis abends arbeitete. Am 12. Juni kam er mit blutüberströmtem Gesicht von der Arbeit nach Hause und erzählte, dass eine Gruppe mit Schlagstöcken bewaffneter Männer ihn auf dem Nachhauseweg angegriffen und zusammengeschlagen hatten, bis er das Bewusstsein verlor. Als er das Bewusstsein wiedererlangte, fand er sich in einem Auto wieder.
"Ich bemerkte noch einige andere im Auto, die in einem ähnlichen Zustand waren wie ich, und es schien, dass sie entweder tot oder bewusstlos waren, als ich auf sie geworfen wurde", hatte er gesagt. Er habe daraufhin die Männer im Auto angefleht, ihn gehen zu lassen, was bei einem der Männer auf offene Ohren stieß - sie ließen ihn laufen.

Wie Khadijeh Heydari berichtete, starb ihr Mann zwei Wochen, nachdem die bewaffneten Männer ihm die Schlägen und Verletzungen zugefügt hatten.


Noch mehr Todesfälle bekannt geworden
Während Karroubi weiterhin mit Nachdruck seiner Besorgnis über den Tod von Menschen durch die Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni Ausdruck verleiht, steigt die Zahl der Getöteten in offiziellen Berichten und Statistiken. Mir Hossein Moussavis Vertreter in der Sonderkommission zur Untersuchung der Todesfälle bei den jüngsten Ereignissen, der den Parlamentsvertretern mitgeteilt hatte, dass 69 Menschen bei Demonstrationen getötet wurden, gab bekannt, dass drei neue Namen hinzugekommen seien. Er warnte, dass die Zahlen weiter steigen könnten und fügte hinzu "Es gibt noch immer Angehörige von Märtyrern, die uns auf Grund der herrschenden Atmosphäre noch nicht kontaktiert haben."

Während der Befehlshaber der Pasdaran/Revolutionsgarden (IRGC) erklärt, dass bei den Ereignissen nach den Wahlen 9 Zivilpersonen und 20 Basij-Mitglieder getötet wurden, sagt Alireza Beheshti: "Wenn die vom Befehlshaber der IRGC vorgelegten Zahlen stimmen, dann muss die tatsächliche Zahl der Todesopfer wesentlich höher sein als in der Liste des Untersuchungskommission angegeben, denn keiner der Toten auf der Liste dieser Kommission ist ein Basij-Mitglied."

Er kündigte seine Bereitschaft an, Vergleiche der von Jafari und von Mousavis Untersuchungskomitee vorgelegten Listen mit 29 bzw. 72 Namen weiter zu verfolgen.

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