Donnerstag, 10. September 2009

Neue Erkenntnisse eines IRGC-Kommandanten zu den Protesten

Täuschende Aufrichtigkeit: Ein IRGC-Kommandant und sein neuester Impuls für die Unruhen

Original (Englisch): "Delusions of candor:Tehran IRGC commander puts the latest spin on unrest http://homylafayette.blogspot.com/2009/09/delusions-of-candor-tehran-irgc.html
von @homylafayette
Übersetzung: Julia


'Anders als Berichte in ausländischen Medien besagen, beläuft sich die Zahl der während der Unruhen Getöteten auf 36, davon 3 in Kahrizak (Haftanstalt) ungefähr 10 andere, von denen man weiß, wo sie ums Leben kamen.
Wo der Rest getötet wurde und wer sie erschossen hat, ist unklar", sagte der General Abdollah Araghi, Kommandant der Islamischen Revolutionsgarden für den Großraum Teheran.

Araghi, der das Mohammad Rassoulollah-Corps der Revolutionsgarden anführt (Mohammad Rassoulollah = Mohammad, Prophet Gottes), sprach neuesten Berichten von ILNA und IRNA zufolge auf der Einführungsfeier des neuen IRGC-Kommandanten für Nord Teheran.

Vor der Schließung seiner Büros am Dienstag, dem 8. September hatte dass Komitee der Opposition zur Untersuchung von Misshandlungen und Todesfällen von Protestteilnehmern eine Liste mit 72 Getöteten veröffentlicht und Ergänzungen dieser Liste für die nahe Zukunft in Aussicht gestellt. Zwei führende Mitglieder des Komitees, Alireza Beheshti und Morteza Alviri, waren am selben Tag (der Schließung der Büros, d. Übers.) verhaftet worden.

Dies ist jedoch das erste Mal, dass ein Spitzenbeamter der Regierung überhaupt zugab, dass es in Kahrizak Todesfälle gegeben hat. Erst kürzlich hatte der Chef der iranischen Sicherheitskräfte Esmail Ahmadi Moghaddam gesagt, dass niemand in dem berüchtigten Gefängnis gestorben sei. Araghis Zahlen widersprachen zudem denen des Oberbefehlshabers der Revolutionsgarden Mohammad Jafari, der letzte Woche erklärt hatte, "insgesamt sind 29 Menschen gestorben, von denen 20 den Basiji angehörten und nur 9 Protestteilnehmer waren."
Araghi widmete den größten Teil seiner Rede den Unruhen nach der Wahl und den getroffenen Sicherheitsvorkehrungen.

In seiner merkwürdigen, mit unbeabsichtigten Bedeutungen überfrachteten Erklärung sagte Araghi, "Drei Szenarien waren vorausgesagt worden. Das erste Szenario war, dass der Hauptkandidat [Mahmoud Ahmadinejad] die Wahl gewinnen würde. So ist es auch gekommen, und das Ergebnis kennen wir. Das zweite Szenario besagte, dass Herr Moussavi und die Front 2. Khordad (Front aus mehreren Reformparteien, d. Übers.) die Wahl gewinnen würden. Dazu wurde erwartet, dass nach der Wahl Feiern stattfinden würden. Und schließlich das Szenario, dass es einen zweiten Wahlgang geben würde.

Araghi sagte, die Basij seien am Wahlabend, als "Müllcontainer, Regierungseigentum und Banken in Brand gesteckt wurden und Zusammenstöße mit Sicherheitskräften stattfanden", gar nicht einberufen worden.

Danach, so der IRGC-General, seien die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt in Alarmbereitschaft versetzt worden. "In bestimmten Teilen Teherans wie Narmak, Tehran Pars und Gheitarieh, gab es so schwere Zusammenstöße, dass die Stadt aussah, als sei sie in einem Zustand der Revolte", sagte Araghi, wobei er nur Stadtteile im Norden Teherans nannte, obwohl die meisten dokumentierten Todesfälle von Protestteilnehmern sich in anderen Teilen der Hauptstadt ereigneten.

"Die schwerste Demonstration fand am 15. Juni statt, als die Organisatoren es schafften, jeden auf die Straße zu bringen, der irgendein Problem hatte.", fuhr Araghi in einem ähnlich geringschätzigen Tonfall wie Ahmadinejad fort, der kürzlich in einer Rede sagte: "Jeder, der irgendeinen Knatsch mit seiner Mutter hatte, ging auf die Straße".

Fotos, Videos und Augenzeugenberichte dieser Demonstration scheinen darauf hinzuweisen, dass die schweigenden Demonstranten Plakate mit nur einer Botschaft hochhielten: "Wo ist meine Stimme?"

Araghi sagte weiter, dass die Freitagspredigt von Ali Khamenei am 19. Juni Dinge klargestellt habe und die Zahl der unwissenden Menschen, die auf die Straße gingen, zurückging.

'Leider hat die Association of Combatant Clerics mit ihrem Statement zu den Demonstrationen, mit dem sie der Regierung gleichsam eine lange Nase drehten, die Bevölkerung zu zivilem Ungehorsam aufgerufen", sagte General Araghi bedauernd. "Der IRGC, die Basij, die Sicherheitskräfte und andere Kräfte beschlossen, diesem Ungehorsam ein Ende zu machen". Der nächste Tag, der 20. Juni, wurde zu einem der blutigsten Tage, die die Reformbewegung erlebte.

Als Beispiel für die Voreingenommenheit ausländischer Medien nannte Araghi die Bilder von einem Basij, der am 15. Juni von einem Dach bei der Ashoura 117-Basis in der Nähe des Azadi Square aus auf Menschen schießt.



Der beherzte Basiji habe die Basis dreieinhalb Stunden lang verteidigt, bevor er das Feuer auf eine Person eröffnete, die versuchte, das Waffenlager der Basis unter seine Kontrolle zu bringen, sagte Araghi.

Berichten zufolge wurden an jenem Tag mindestens sieben Menschen - Ahmad Naim Abadi, Nasser Amirnejad, Sorour Boroumand, Fatemeh Rajabpour, Mahmoud Raisi Nafissi, Kianoush Assa und Massoud Khosravi - vor der Basij-Basis in der Mohammad-Ali-Jenah-Straße und dem angrenzenden Azadi Square getötet.

Araghi warnte, die Taktik des "Feindes" sei aus der militärischen Phase herausgetreten und zu weichen Bedrohungen übergegangen. Der IRGC müsse seinen Ansatz ändern, um neuen Gefahren zu begegnen.

Er führte nicht weiter aus, ob ziviler Ungehorsam zu der ominösen neuen Taktik der Opposition gehört.

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