Ali Khamenei, der oberste Führer der Islamischen Republik, äußert sich besorgt über die mehr als 2 Millionen Studenten geistewissenschaftlicher Fächer im Iran
Ali Khamenei ist beunruhigt darüber, dass 2 Millionen Studenten an Universitäten geisteswissenschaftliche Fächer studieren. "Das Lehren von Geisteswissenschaften an Universitäten wird dazu führen, dass Zweifel bezüglich der Fundamente von Religion und Glaube wachsen", sagte er.
Der Führer der Islamischen Republik Iran unterstrich am Sonntag, dass ungefähr 2 Millionen der 3,5 Millionen Studenten im Iran ein geisteswissenschaftliches Hauptfach belegen und sagte: "Dies gibt Anlass zur Besorgnis, denn die Kapazitäten unserer wissenschaftlichen Zentren und Universitäten auf den Gebieten lokaler Studiengänge und Islamforschung in den Geisteswissenschaften sowie die Zahl der Universitätsprofessoren, die an die islamische Ideologie glauben und auf Geisteswissenschaften spezialisiert sind, stehen in keinem ausgeglichenen Verhältnis zur Ausbildung einer solchen Zahl an Studenten."
Während seiner Rede vor Universitätsprofessoren und -administratoren fügte er hinzu, dass viele geisteswissenschaftliche Fächer auf Philosophien basierten, die sich mit Materialismus und der Ablehnung von Monotheismus und islamischer Lehre befassen. Eine Ausbildung von Studenten auf diesen Gebieten führe verbreitet zu Unglaube und Zweifel an den Grundfesten von Religion und Glauben.
Er forderte die Regierung Ahmadinejad, das Islamische Parlament und den Hohen Kulturrevolutionären Rat auf, sich diesem Problem ernsthaft zu widmen.
Der Führer der Islamischen Republik ist ein strenger und unnachgiebiger Befürworter der Islamisierung von Universitäten, Forschung und Wissenschaft. Er befürwortet eine Überarbeitung aller geisteswissenschaftlichen Curricula und beklagt, dass der Lehrstoff westlichen Theorien entnommen sei und den Säkularismus fördere.
Seit 18 Jahren fordert er immer wieder die Islamisierung von Universitäten und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen.
Im Juli letzten Jahres hatte Mohammad Mehdi Zahedi, Minister für Wissenschaft, Technologie und Forschung erklärt, dass die Islamisierung auf der Agenda stehe und dass viele Bildungs- und Forschungseinrichtungen - darunter das von Mohammad Taghi Mesbah Yazdi geleitete "Imam Khomenini Research Institute" - daran arbeiteten.
Im selben Zug hat Zahedi den "Rat für die Islamisierung der Universitäten" gegründet und Hojatol-Eslam Rouhallah Shateri zum Vorsitzenden ernannt. Später bildete er am Ministerium für Wissenschaft eine Arbeitsgruppe zur Umsetzung der Anordnungen des Obersten Führers an das Wissenschaftsministerium zur Islamisierung von Universitäten.
Diese Arbeitsgruppe erstellte eine Sammlung von Vorschlägen, die dem Hohen Kulturrevolutionären Rat vorgelegt und von diesem gebilligt wurden. Die Umsetzung der Vorschläge auf den drei Gebieten "Dozenten", "Textbücher" und "Studenten" begann.
Mesbah Yazdi, einer der hochrangigsten konservativen Geistlichen der Islamischen Republik und ein großer Befürworter von Ahmadinejads Regierung, hatte bei einem Treffen mit Wissenschaftsminister Zahedi im November 2005 von der Administration eine zügige Umsetzung des Islamisierungsprojekts an Universitäten gefordert.
Zahedi hatte zugesagt, dass die Universitäten des Landes innerhalb der nächsten fünf Jahre islamisch werden "in einem Maße, dass wir mit organisierten und koordinierten Anstrengungen erreichen, dass wir beim Betreten jeder beliebigen Universität spüren, dass es sich um eine islamische Universität handelt."
Die Aktivitäten der Regierung Ahmadinejad zur Islamisierung der Universitäten fallen in eine Zeit, wo innerhalb der letzten vier Jahre Dutzende Professoren aus verschiedenen Gebieten der Geisteswissenschaften entlassen oder in den Ruhestand gezwungen wurden. Kritiker beklagen, dass das eigentliche Ziel der letzten wie auch der jetzigen Regierung sei, eine neue Kulturrevolution zu initiieren und Universitäten von Dissidenten - Studenten wie Lehrkräften - zu säubern.
"Studentische Religiosität"
Der Führer der Islamischen Republik hat in seiner Rede am Sonntag eine Ausweitung der spirituellen Atmosphäre gefordert und sagte: "Je religiöser die Studenten sind, desto mehr sind ihre Handlungen, ihr Verhalten und ihr Denken vor Schäden gefeit."
Ayatollah Khamenei sagte, "Freiheit im islamischen Regime" sei die "wahre Freiheit". Seiner Meinung nach verweigert sich die Islamische Republik vollständig den irrealen Freiheiten der westlichen Länder. Die Islamische Republik werde keine moralischen Hemmungen haben, sich dem Westen hinsichtlich dieser "irrealen Freiheit" zu widersetzen.
Es ist erwähnenswert, dass auch Abdolhossein Rouholamini bei dieser Veranstaltung anwesend war. Rouholamini ist der Vater von Mohsen Rouholamini, der nach den auf die Verkündung der Wahlergebnisse folgenden Protesten im Gefängnis Kahrizak sein Leben verlor. Khamenei verwies auf die jüngsten Ereignisse, die auf die Präsidentschaftswahl gefolgt waren und sagte: "Alle, die während dieser Ereignisse verletzt wurden, sollen wissen, dass die Regierung nicht beabsichtigt, gleichgültig zu bleiben." Er fügte hinzu: "Ebenso wie denen, die ausdrücklich gegen das Regime sind, mit Mitteln von Recht und Gesetz begegnet wird, so wird die Regierung mit den Ausführenden dieser Handlungen, die dabei ein Verbrechen begehen, ebenfalls nach Recht und Gesetz verfahren."
Obwohl seit der Niederschlagung der Straßenproteste gegen den Wahlausgang, bei denen Dutzende ihr Leben verloren, bereits zwei Monate vergangen sind, stehen Maßnahmen der Regierung der Islamischen Republik gegen die Verantwortlichen für diese Todesfälle noch immer aus.
Während offizielle Angaben der Regierung von mindestens 30 Toten bei den Protesten sprechen, berichtet die Opposition von 69 Toten und vielen Vermissten infolge der unangemessenen Reaktion seitens der Bereitschaftspolizei und der Basiji.
Quelle: http://www.radiofarda.com/
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